Die Umarmung...
Der Tango Agentino beginnt und endet in einer Umarmung...
Nach einer Woche Aufenthalt bei Sebastian Arce in Moskau, nach vielen Privatstunden und Gesprächen glaube ich verstanden zu haben, was den Tango in der Kultur Argentiniens, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so besonders macht. Wir bekamen tiefe Einblicke in die Gefühle, in die Konflikte und auch in die Hoffnungen von alten und jungen Milongeros. Verstehen heißt noch lange nicht, alles spüren und erfahren zu haben. Aber es ist ein weiterer Schritt, nicht nur seinen eigenen Tanzhorizont sondern auch das Leben und sich selbst besser zu erahnen.
Dennoch gibt es einen Punkt, mit dem ich persönlich kämpfe. Ein Gedanke...vielleicht so gar ein Paradoxon...das mir in dieser Woche die ganze Zeit durch den Kopf gegeistert ist.
Wie soll ich es schaffen, dass mir eine innige Umarmung mit jedem Mann angenehm ist?
In den letzten Jahren durften wir viele Menschen erleben, TänzerInnen beobachten, Lehrer kennenlernen, Rhythmen und Bewegungen ausprobieren, internationale Tanzkulturen erfahren und viele Entwicklungen von "SchülerInnen" begleiten.
Vieles war sehr schön, vieles interessant und einiges erschreckend. Wir persönlich sehen den Tanz - vor allem den Paartanz - als Kunst, die sich mit der Zeit, mit den Wünschen, Sehnsüchten und Kämpfen von Menschen entwickelt. Es ist für uns eine Form, sich zu begegnen und Toleranz auszuüben. Tanz verbinden wir mit Respekt und Wertschätzung dem anderen und sich selbst gegenüber.
Doch viele, die sich mehr mit einer speziellen Tanzform beschäftigen, beginnen in ein "richtig" und "falsch" Schema zu verfallen. Sie beginnen andere Tänze und TänzerInnen zu bewerten und zu beurteilen. Die Richtlinien und Codes auf der Tanzfläche gelten für sie nicht mehr für ein harmonisches Miteinander sondern als Zwang, den es gilt zu befolgen.
Eine Umarmung bedingt für mich einen Energieschluss...ein Öffnen, Zulassen, ein Geben und Aufnehmen...
Doch wie soll ich jemanden umarmen, der gedanklich oder verbal über den Nachbartänzer schimpft, nur weil er nicht die Tanzrichtung befolgt? Wie soll ich jemanden umarmen, der darüber nachdenkt, was nun richtig und falsch ist? Wie soll ich jemanden umarmen, dem es wichtiger ist, wie er beim Tanzen aussieht, als die Umarmung zu spüren?
Wie soll ich jemanden umarmen, der die Toleranz nicht lebt?
Oder sind es gerade diese Umarmungen, die alles verändern...die die Gedanken zum Schweigen bringen, das Herz öffnen und die Welt bewegen?
Für mich persönlich beginnt der Tango nicht in der Vergangenheit, auch nicht in der Kultur. Für mich beginnt der Tango im Jetzt, in der Toleranz von heute, in der Liebe zum Moment, in der Freude im Umgang miteinander.
Erst dann führt mich die Umarmung weiter in die Vergangenheit und auch in die Zukunft. Kultur von einer anderen Gesellschaft zu übernehmen bedingt für mich, sich selbst zu hinterfragen. Zu leicht fällt man in die Gefahr, selektiv zu werden.
Deswegen führt für mich/uns der Weg zum Tango zuerst zu einem selbst und zur Liebe zum Menschen, weiter zu der Akzeptanz von anderen Meinungen, zur Toleranz von "Fehlern", zum Wunsch des Miteinanders.
Und erst dann führt der Weg zur Umarmung, die dich umschließt und ganz von selbst geleitet von der Musik durch den Tanzsaal begleitet....
Kommentare
anonym
Liebe Conny, lieber Dado!
Eure Gedanken zum Thema "Umarmung" und "Tango Argentino" zeigen (mir), dass es - nicht nur "im Tango Argentino" - sondern überhaupt im Leben vor allem um eines geht: authentisch zu sein (oder zu werden).
Aus meiner Sicht kann der Tango Argentino dazu beitragen (seine) Gefühle ernst zu nehmen. So erliegt man nicht der Versuchung "Sein" durch "Schein" (also "Effekt") erreichen oder gar ersetzen zu wollen. Denn man kann den Tango Argentino (wie auch jeden anderen Tanz) natürlich als "Show" sehen oder "ver-wenden".
Aber wie kein anderer "Tanz" ist Tango Argentino (meiner Meinung nach) vor allem eines: (wie) das Leben selbst. Und besonders beim Thema "Umarmung" kommt demnach alles hervor was einen Menschen ausmacht - im Verhältnis zu sich selbst wie auch im Verhältnis zu (einem) anderen Menschen. Daher kann man den Tango Argentino durchaus als eine Lebens-Schule erachten, die (einen) immer mehr zu sich selbst führen kann.
Danke, dass Ihr das im Rahmen Eurer Tanz-Schule so ernst nehmt!
Herzliche Grüße
Martin Knopper
anonym
Hallo Ihr Lieben,da ich noch kein Passwort habe schreib ich euch halt mal so.
Euer Angagement für uns und für viele andere ,Eure sinnvollen nachdenklichen Zeilen,Euer Einsatz und Spirit in vielen Bereichen ,Eure Videos , Eure Professionalität im Beruf uvm. speziell Ihr beide bereichern mein Leben sehr.
Danke ,daß es Euch gibt
das mußte mal raus GLG Bernd K.
anonym
Liebe Conny und lieber Dado!
Das sind wunderbare Worte und ihr sprecht mir ja so aus dem Herzen. Ich freue mich, auch wenn mein Mann und ich nicht so oft in der Tanzschule sind, von euch beiden lernen zu können.
Ihr vermittelt uns jedenfalls das Tanzen so, wie es bis jetzt noch niemand gemacht hat.
Ich freue mich schon wieder auf unseren Hobbyclub.
In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Sommer und erholsame Tage!
Viele liebe Grüße, Renate Raidl
anonym
Ihr Lieben, diese wunderbaren Gedanken sind ein Spiegel für, das was ihr in eurem gemeinsamen Tanzen
ausdrückt! Diese Sehnsucht nach dem Miteinander, der wahren Begegnung und der Akzeptanz. Ihr zeigt uns, mit eurem Team, dass Tanzen ein gutes Werkzeug dafür ist. Wir können euch nur immer wieder dafür danken :-)
Alles Liebe
Marlies
anonym
Lieben Dank für die wundervollen Worte und Kommentare...wir freuen uns wirklich sehr darüber....alles Liebe, Conny
anonym
Umarmung im Tanz verlangt bzw. ermöglicht Berührung. Ich kann sehen, ohne gesehen zu werden, ich kann hören ohne gehört zu werden, ich kann nicht berühren, ohne berührt zu werden. Damit öffnen beide Tanzpartner einen Raum, der Achtsamkeit und Wertschätzung einfordert und wenn dieser Raum gemeinsam tanzend erfüllt wird, bleibt gar keine Zeit, sich beurteilend, bewertend oder in verletzender Art mit anderen zu vergleichen.,(sonst bleibt der Tanz eine Abhandlung von Figuren und Schritten, wohl eher ein sportliches Training). Bewegtes Berührtsein, wo sich zwei Menschen Nähe schenken, wo wir uns auch der Verletzlichkeit bewusst sind, kann in dieser ehrlich geschenkten Zeit als wohltuende Erfahrung verinnerlicht werden, genießen, fühlen, tanzen, leben - liebe Conni, lieber Dado in eurem ganzen Team ist diese Botschaft spürbar und jeder hat die Chance dies mit in die Tanzwelt zu nehmen danke dafür lgIngrid Kappel
anonym
Liebe Conny, lieber Dado!
Was gibt es da noch hinzu zu fügen als ... ein Danke.
Ein Danke für diesen so wertvollen Zugang, diese so wichtige innere Haltung,
ein Danke für euer Engagement für uns alle
und ein Danke dafür, dass ihr mich in die Welt des Tango eingeführt habt.
Herzlich
Karlheinz Uhl




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