Die asymmetrische Symmetrie

Der Ausdruck "asymmetrische Symmetrie" stammt nicht von mir sondern von einem "alten" äußerst intelligenten Bekannten. Vor einigen Jahren durfte ich einen Gedanken von ihm lesen, der sich genau mit diesem Phänomen beschäftigte. Als Systemwissenschaftler fiel der Gedanke sehr genial aber natürlich auch sehr kompliziert und wissenschaftlich fundiert aus. Dennoch ging mir der Begriff seit damals nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder betrachtete ich in den letzten Jahren das Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen unter diesem Aspekt. 

Ich weiß nicht, ob man von Klarheit sprechen kann. Auf jeden Fall wurde mir Tag für Tag und Jahr für Jahr klarer, was das Leben, die Liebe und Beziehungen aller Art oft so kompliziert erscheinen lassen. Bitte nicht falsch verstehen...noch immer ist mir vieles ein Rätsel und aus dem Staunen komme ich täglich nicht heraus. Doch schleicht sich eine Ahnung heran, die alles viel durchsichtiger erscheinen lässt.

Die "asymmetrische Symmetrie" - was ist das?
Symmetrie ist für mich die Kunst der Gleichheit und dennoch künstlich, da sie in der Natur nie hundertprozentig hergestellt werden kann. Die Asymmetrie ist für mich die Kunst der Verschiedenheit.
Somit versucht die asymmetrische Symmetrie, Gleichheit mit Verschiedenheit herzustellen.

Diese Begriffe begegnen mir oft. Zuletzt als ich von symmetrischer und asymmetrischer Kriegsführung und von symmetrischen und asymmetrischen Verschlüsselungen in Bezug auf Internet spezifische Vorgänge und Emailverkehr lesen durfte.

Doch wer kommt auf die Idee, dass auch menschliche Beziehungen davon geprägt sind?

Wären wir alle symmetrisch sprich gleich - mit gleichen Denkvorgängen, mit gleichem Aussehen etc. - wäre die Welt wohl einfacher. Jedoch sicher nicht diesselbe und wahrscheinlich auch nicht so interessant....
So streben wir in asymmetrischen Ausgangslagen (z.B. Eigenschaften, Interessen, Emotionen, Aussehen etc.) Harmonie und Ausgewogenheit, Gleichheit und Verständnis an.

Die Zusammenführung dieser scheinbar widersprüchlichen Begriffe wurde mir erstmal bewusst, als ich Streitgespräche, Konflikte oder Nörgeleien von Menschen (auch von mir ;-) beobachtete.
Zentrales Thema ist meist: "Du verstehst nicht, was Mir wichtig ist. Du machst Dinge, die mich verletzen. Du fühlst die Musik nicht so wie Ich. Du hast auf Dinge vergessen, die Mir wichtig sind. Du hast kein Bedürfnis nach meinen Bedürfnissen. etc."

Hilfreich kam für mich hinzu, dass ich fast immer das "Gute" in jedem Menschen sehe und mal prinzipiell nicht davon ausgehe, dass jemand dir wirklich etwas Böses will. Viele nennen das naiv oder blauäugig...jedoch möchte ich versuchen, diese Eigenschaft zu bewahren, da sie das Leben meiner Erfahrung nach doch etwas schöner werden läßt.

Auf jeden Fall kam mir der Gedanken....
Nehmen wir tatsächlich an, der bzw. die gegenüber möcht nicht verletzten...woher kommt dann dieser Konflikt in menschlichen Beziehungen, der oft aus Nichtigkeiten entsteht und immer größer wird? Der nicht verstehen lässt und aus einfachen Freundschaften komplexe Gebilde erwachsen lässt?

Eine gute Schule im Zuendeführen dieses Gedankens war auch die Tatsache, dass durch die Vielzahl unserer "SchülerInnen" - ich nenne sie lieber "TanzfreundInnen" - ein gleichartiges Zurückgeben von erhaltenen liebevollen Gedanken, Geschenken etc. rein praktisch nicht möglich ist. 
Mich immer wieder in diesem Dilemma sehend, dass ich nicht hunderte Menschen - auch wenn ich es  doch so gerne wollte - zu Weihnachten beschenken kann, half mir ein Satz von einer SchülerIn sehr, die meinte: "Mein Geschenk für dich resultiert daraus, was du mir alles im letzten Jahr gegeben hast." Ich ihr gegeben habe? Ich hab ihr doch gar nichts geschenkt??

Da fand ich den Gedanken wieder bestätigt, dass die Symmetrie in menschlichen Beziehungen durchaus asymmetrisch hergestellt werden kann.

Ich gebe dir etwas und du gibst mir etwas komplett anderes zurück!

Im besten Falle gebe ich jeweils Dinge, die genau diesem Menschen wichtig sind, auch wenn für mich nicht so wichtig - und erhalte Dinge, die für mich wichtig sind, auch wenn sie vielleicht für einen anderen Menschen total unverständlich sind.

Die Kunst der Aufmerksamkeit ist wohl die höchste Gabe, die ein Mensch besitzen oder erstreben kann, um Beziehungen jeglicher Art harmonisch gestalten zu können.

Aufmerksam gegenüber anderen Menschen und Wünschen zu sein, um zu erkennen, was jemandem wichtig ist. Solange es nicht grundsätzlich seinen eigenen Werten widerspricht, sollte es ja nicht so schwierig und vor allem ein weitaus geringerer Energieaufwand sein, "kleine Aufmerksamkeiten" zurück zu geben, als einen energieraubenden Streit zu leben.

Aufmerksamkeit, Toleranz und Liebe sind sicher hilfreich, um Beziehungen in Balance halten zu können.

Vielleicht denkt man ja das nächste Mal daran, wenn man eine Mail eines Menschen beantwortet, weil man weiß, dass ihm eine Antwort wichtig ist (auch wenn man nur schreibt, dass eine Antwort zur Zeit nicht möglich ist) selbst dann, wenn einem selbst diese Art von Antwort unwichtig ist. ;-)

Ich denke, dass die ganze Welt nach dieser asymmetrischen Balance strebt, auch wenn sie versucht, mit Symmetrie die Asymmtrie zu bekämpfen...

Meiner Erfahrung nach, kann ich nur sagen, dass eine gelebte asymmetrische Symmetrie  in einer Beziehung, wie Dado und ich sie führen, vielleicht nicht einfacher ist,  jedoch  durchaus sehr entspannend, angenehm, liebevoll,  interessant sein kann.;-)

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